Entenrennen erneut ein Renner - Sieger hat 7000 Kilometer Anreise
Die diesjährige Kerwe war von der Straußjugend – sie feierte nach ihrer Gründung 1977 zur Kerwe 2017 ihr 40. Straußborsch-Jubiläum – unter das Motto „Las Vegas“ gestellt worden. So konnten die über 1000 Schaulustigen beim Umzug entlang der Strecke so manchen der berühmt-berüchtigten Geldspielautomaten der Spielerhölle Las Vegas, die sogenannten Einarmigen Banditen, oder aber auch Marilyn Monroe, Elvis Presley oder Michael Jackson begegnen.
Die Zugspitze bildete wie immer Vereinsringvorsitzender Peter Schneller, der mit seinen vielen Helfern aus drei Bollerwagen heraus das traditionelle Kerweglas mit aufgedrucktem Motto für einen kleinen Obolus an den Mann und die Frau brachte. Auf Wunsch natürlich kostenlos gefüllt mit kühlem Nass – alkoholfrei oder -haltig – ganz nach Geschmack, Lust und Laune. Die ohnehin schon gegenüber den Vorjahren aufgestockten 250 Gläser waren bereits nach gut der halben Strecke restlos vergriffen und müssen wohl für 2018 nochmals erhöht werden. Direkt im Anschluss die heuer 20-köpfige Straußjugend, die zu ihren beiden Kerwesträußen auch „Weck, Worscht und Woi“ vor sich hertrug, später an der Gaststätte „Zum Hirsch“ und am Bürgerhaus mit einem lauten „Wem is die Kerb“ und mit einer kühlen Bierdusche die Sträuße steckte. Dazwischen schenkten die beiden „Hüttenkobolde“ Peter Mast und Rolf Schäfer bereitwillig gratis Neuen Wein aus, warben dabei in Anlehnung an das Motto mit „Ständig wechselnden Outdoor-Shows“ für den Pfälzerwald-Verein. Im von zwei Kaltblütern gezogenen und von Jürgen Heß und Rudi Zachmann geführten Planwagen mit der Aufschrift „Bei uns rollt nicht nur das Roulette“ folgten die Fußballerinnen des Turn- und Sportvereins (TuS). Gleich dahinter die TuS-Jugendabteilung als „die Superhelden“, dabei begleitet von Tanja Dautermann, Manuela Dautermann und Maren Hambel, und mit ihrem ganz persönlichen Motto „Wir pokern nicht um Geld, sondern um Punkte“ die Aktiven der SG Münchweiler-Langmeil. Im Motivwagen des Kochclubs konnte man tatsächlich mit Marilyn Monroe, Elvis Presley und Michael Jackson gleich drei Weltstars der Film- und Musikszene auf einmal über den Weg laufen. Ihm folgte die Kindertagesstätte „Arche Noah“ mit ihrer Leiterin Petra Franck, die mit ihren Kleinen fleißig Süßigkeiten ins Publikum warf. Der Theaterkreis warb in einheitlichen T-Shirts für seine Anfang November stattfindenden drei Aufführungen zum Stück „Alles Bio“. Der Seniorentanzkreis führte mit vier Paaren in dazu passenden Kostümen immer wieder einen viel beachteten und mit Szenenapplaus bedachten Squaredance auf. Der Nachwuchs der Bäckerei Dautermann verteilte kostenlose ofenfrische Brezeln und schmackhafte Kaffeestückchen an kleine und große Feinschmecker. Die musikalische Begleitung übernahmen – wie jedes Jahr – der Fanfarenzug Imsbach und der Mu-sikverein Sembach. Zur Sperrung und Sicherung der Zugstrecke waren gemäß interner Absprache die FFW Imsbach und die FFW Münchweiler eingesetzt, die im Gegenzug dafür ihre Kameraden bei deren Kerwe im Nachbarort unterstützt.
Zur Redd am Bürgerhaus hatten sich frühzeitig rund 400 Interessierte eingefunden. Die Gretchenfrage lautete erneut, ob sich wohl „Erstopfer“ oder aber altbekannte „arrivierte“ Wiederholungstäter ein „Stickelsche“ geleistet hatten. Kerweparre Luca Wollan, unterstützt von seinem Mundschenk Fabian Müller und der gesamten Straußjugend, lüftete das Geheimnis. Mit bereits merklich angegriffener Stimme berichtete er von einem nächtlichen Handyanruf beim örtlichen Wehrführer, den dieser tief schlafend nicht gleich vernahm und deswegen von dem vorm Fenster stehenden Anrufer mittels Sirenenalarm via Youtube und Handy-Lautsprecher aus den Federn gejagt wurde. Allerdings war der einzige Brand, den es zu löschen galt, nur der Durst des Anrufers. „Der wollt jo blooß enner mit em trinke, awwer de Appel dut nur kurz winke un verschwinnt dann kurzerhand widder in sein Schlummerland“. Oder von einer Gastwirtin, von der eine goldene Hochzeit auszurichten war. Nachdem alle Einkäufe getätigt und alle Speisen vorbereitet waren, der Sekt kaltgestellt und der Saal gerichtet, erschien wider Erwarten nicht ein einziger Gast. Als sich die Wirtin ernsthaft zu sorgen anfing, rief sie bei dem Jubelpaar an und fragte, wo man denn bleibe? „Tja Margot, des hot ned geklappt, de Kalenner saht du hoschs verkackt. Die viel Arbeit unn viel Mieh war erschd e Woch später gern gesieh. Un die Moral vun dere Redd: Guck in den Kalenner, dann basiert der des ned.“ Auch ein höchst ungewöhnlicher „Langmeiler Besuch“ auf den Gleisen des Bahnhaltepunkts wurde glossiert: „Gut getarnt un doch ned se iwwersieh standen se do un wussten net wohie. Awwer bevor unsre Gäschd noch ebbes bassiert, wurd kurzerhand die Polizei informiert. An den Neimiehl hänn se gestann un wurden dann dort a ingefang. Des wars dann ach vun denne Vier, es warn drei Esel un äh Mauldier.“
Das erneut vom Vereinsringvorsitzenden und „Herrscher aller Enten“ Peter Schneller organisierte und heuer zum fünften Mal auf der Münchweilerer Alsenz durchgeführte Entenrennen am Montagabend übertraf ein weiteres Mal die Erwartungen. Nachdem man 2013 mit 200 Enten und im Vorjahr schon mit 400 an den Start gehen konnte, waren heuer mit 440 bis auf die Letzte alle restlos ausverkauft. „Sämtliche Startnummern für die knallgelben Quietscheenten waren bis zum Montagnachmittag weg. Im kommenden Jahr werden wir wohl 500 an den Start gehen lassen. Wenn das so weitergeht, haben wir Rockenhausen mit ihren 1000 bald überholt“, so Schneller augenzwinkernd. Unterteilt in zwei Rennen – 150 Teilnehmer für die bis 16-Jährigen und 290 für die Älteren - ließ Schneller die Pulks auf die knapp 200 Meter lange Strecke von der Gonbacher Straße 1 zum Bahnpfad 1. Während sich in den vergangenen Jahren bis zu 500 Schaulustige am Ziel eingefunden hatten, waren es diesmal lediglich gut 150, was ausschließlich der nasskalten, ungemütlichen Witterung geschuldet war. In der Kategorie I siegte Emil Dautermann (drei Jahre) vor Mia Fischer (zwei), Ben Ledig (drei), Jonas Fischer (sechs Monate) und Emilia Moser (acht), alle Münchweiler. Die Kategorie II entschied der für eine Woche aus dem US-Bundesstaat Minnesota zu Besuch in Münchweiler weilende Bill Meredith für sich. „Ich hatte schon nach meiner Ankunft erstmals in meinem Leben von einer Kerwe und vor allem dem Entenrennen gehört. Da musste ich natürlich dabei sei. Dass ich gleich den ersten Preis gewinnen würde, daran habe ich im Traum nicht gedacht“, so der Sieger mit der rund 7000 Kilometer fraglos weitesten Anreise. Auf die Plätze kamen Chokri Daly, Susi Müller, Udo Schöneberger und Stefanie Haupt. Die „lahmen Enten“ für die beiden Schlusslichter gingen an Hannah Zilius und Linda Baab (je ein Getränk nach Wahl). Die Heiterkeit erregende Preisverleihung - unter anderem gab´s Gut-scheine fürs Monte Mare, das UCI oder den „K1 Waldseilpark Fröhnerhof“ und von der gesamten örtlichen Gastronomie – moderierte Schneller. „Ich bedanke mich bei unserem Kampfgericht, Kirsten und Axel Engelhart, vor allem aber den vielen, vielen Teilnehmern und hoffe, dass ihr im nächsten Jahr alle wieder mitmacht“, so Schneller, der für sein großes (und überaus nasses) Engagement zurecht Standing Ovations einheimste. „Das Entenrennen ist bereits im fünften Jahr längst fester Bestandteil des Kerweprogramms, erfreut sich größter Beliebtheit, hat sich ohne Frage etabliert“, so Ortsbürgermeister Christoph Stumpf.
Tanz – Eiergeien - Hackfleischessen
Eröffnet wurde die Zeltkerwe am Freitagabend mit lustigen Spielen für die Kleinen zum Motto „Las Vegas“ von und mit Tanja Dautermann. Für die Großen gab´s im Anschluss zu wohl meist alkoholhaltigen Cocktails fetzige Musik von der Straußjugend. Am Samstagabend heizte bei freiem Eintritt bis in den frühen Morgen die Formation „NIMM 3“ ein. Weiterer Höhepunkt war hier der alte Brauch der Trauung des Kerwebrautpaares. Am Montag traf man sich zu Frühschoppen und Mittagessen im Bürgerhaus oder im Gasthaus „Zum Hirsch“. Zur Kaffeezeit boten die Landfrauen am Bürgerhaus mit „FKK am Alsenzstrand“ eine besondere Überra-schung für Gaumen und Magen, leider (noch) nicht, wie sicherlich von so manchem männlichem Kerwebesucher erhofft, auch eine fürs Auge. Abends offerierte die Klostermühle ein reichhaltiges Grillbuffet. Der Dienstag stand ganz im Zeichen des schon seit Jahrzehnten traditionellen Hackfleischessens bei Familie Milster. Die Straußjugend zog derweil durch die Gemeinde und hoffte, beim althergebrachten Brauch des „Eiergeiens“ durch einen möglichst prall gefüllten Bollerwagen die auf einen Tiefststand gefallenen Pegel ihrer Bankkonten und Geldbörsen zumindest wieder ein wenig ansteigen zu lassen. Zu fortgeschrittener Stunde trugen sie an geheimem Ort „ihr Kerb“ symbolisch mit einem letzten „Wem is die Kerb?“ bis zum Kerwefreitag 2018 zu Grabe.
Online: (Kerwe-)Dienstag, 12. September 2017
(Siehe auch "Die Rheinpfalz", KW37, "Winnweiler Rundschau", KW39)