Gemeindepfarrerin Andrea Kuebart verabschiedet - Wechsel in den Schuldienst
Auf den Tag nach acht Jahren als Pfarrerin der protestantischen Kirchengemeinde Münchweiler und Gonbach wurde Andrea Kuebart im Rahmen eines stimmungsvollen Abschiedsgottesdienstes in der mit über 200 Besuchern voll besetzten protestantischen Kirche Münchweiler aus ihrem Amt verabschiedet. Künftig wird sie an der Berufsbildenden Schule in Neustadt/Weinstraße jedes Jahr etwa 500 Schüler/-innen in evangelischer Religion unterrichten und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllen.
„Mir liegen Schülerinnen und Schüler schon immer ganz besonders am Herzen. Ich finde es überaus wichtig, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, über eigene Probleme und das eigene Leben nachzudenken. Dabei will ich ihnen nach Kräften helfen“, so die Seelsorgerin. Kuebart, 1965 in Kaiserslautern geboren und aufgewachsen, legte 1985 das Abitur ab, studierte im Anschluss bis 1992 in Heidelberg und Tübingen Theologie. 1996, zwischenzeitlich mit dem Offizier der Bundesluftwaffe, Dr. Jan Kuebart, verheiratet, wurde sie zur Pfarrerin ernannt. Das Paar hat drei erwachsene Söhne, allesamt Studierende. „Die Pfarrstelle in Münchweiler, die mir am 1. Juli 2010 verliehen wurde, war meine erste feste Anstellung als Gemeindepfarrerin. Davor habe ich durch die berufsbedingten ständigen Standortwechsel meines Mannes, ehrenamtlich beispielsweise in Augsburg und Bonn, aber auch in Belgien und Italien gearbeitet“. Das ganze Leben von Kuebart und ihrer Familie ist gekennzeichnet von ständiger Mobilität, der steten Bereitschaft zu Veränderung und Wechsel, Umzug und Neubeginn. Aus diesem Grund hatte die Familie Kuebart ein Zelt mit in die Kirche gebracht, ein Zeichen für Mobilität, das auch Abraham bei seinem Aufbruch in die Fremde begleitete (1. Mose 12). Die Begriffe „Anfang – Aufbruch – Ankommen – Abschied“ charakterisieren somit recht genau ihr Dasein. Kuebart dankte dem Presbyterium, insbesondere deren stellvertretenden Vorsitzenden, Natascha Huth, für die sehr gute Zusammenarbeit und Unterstützung während ihrer achtjährigen Amtszeit. Weiterhin den zahlreichen Konfirmanden, die sich alljährlich in die Gemeindearbeit aktiv eingebracht haben und dies auch weiter tun. Allen Bürgerinnen und Bürgern beider Gemeinden für die Gastfreundschaft und das entgegengebrachte Vertrauen, Ortsbürgermeister Christoph Stumpf für die jederzeit konstruktive Zusammenarbeit zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde. „Herr Stumpf, Sie und Ihre Gemeindevertreter haben mich bei unseren Anliegen immer unterstützt, ich denke da insbesondere an die Einrichtung des Jugendraums, die Überlassung des Sitzungszimmers oder die Mitgestaltung der Volkstrauertage“, so die Pfarrerin, die abschließend betonte, dass „es für mich schon viele Abschiede gab, dieser aber ohne Frage ein Besonderer ist“.
Huth, Stumpf und Schwarz mit Dank und guten Wünschen
Natascha Huth führte gelassen und gekonnt, humorvoll und emotional durch das Event. Auch Planung, Organisation und Durchführung der Veranstaltung lagen federführend in ihren Händen. Sie stellte ihre Ansprache unter ihr geistliches Lieblingslied „Ins Wasser fällt ein Stein“. „Am 11. Juli 2010 ist Pfarrerin Andrea Kuebart anlässlich eines Festgottesdienstes bei uns ins Wasser gefallen. Die Kreise, die das auslöste, begannen mit der besonderen Gestaltung der Gottesdienste und der Predigten, beispielsweise bei Taufen mit dem Raben ‚Abraxas' aus dem Kinderbuch 'Die Kleine Hexe'. Ihre Gedanken und Ideen waren wie kleine Funken, die überspringen. Jeder der wollte, konnte nach einem solchen Funken greifen und ihn entfachen, wie etwa in der Kinder- und Jugendarbeit“, so Huth. Symbolisch wurde dann von Presbyter Christian Laiendecker ein Wunschbaum vor dem Altar aufgestellt. „Zugegeben, noch ist er ein wenig karg, aber mit all Euren Wünschen daran wird er zum Leben erwachen, Kraft und Stärke erlangen, Mögen alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen“, so Huths Anliegen. Zuvor hatte jeder der über 200 Gottesdienstbesucher ein kleines aus Holz geschnitztes Blatt erhalten, auf dem er seinen ganz persönlichen Wunsch verewigen und dann an den Wunschbaum hängen konnte.
Ortsbürgermeister Christoph Stumpf, der seine Ansprache auch im Namen seines verhinderten Gonbacher Amtskollegen, Harald Thomas, und des anwesenden Winnweilerer Orts- und Verbandsbürgermeisters Rudolf Jacob hielt, stellte die aus seiner Sicht stets überaus konstruktive Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde in den Fokus. „Ich denke da besonders an die alljährlichen Senioren-Weihnachtsfeiern, die Sie stets aktiv mitgestalteten, wie auch an die Senioren-Gemeindeausflüge, an denen Sie immer teilgenommen haben. Wir haben uns bei allen Anlässen durchweg gegenseitig ergänzt“, so der Ortschef. Symbolisch überreichte Stumpf neben dem obligatorischen Blumenstrauß einen Regenschirm. „Möge der Schirm Sie davor bewahren, bei Ihrer neuen Tätigkeit im Regen stehen gelassen zu werden. Sie sind sicher eine derjenigen, die ihren Beruf als Berufung sehen und ihn auch ganz und gar so leben und ausüben. Im Namen der Gemeinde, seiner Vertreter, aber auch persönlich wünsche ich Ihnen für die Zukunft alles Gute und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Sie sind ohne Frage ein Teil der Geschichte Münchweilers geworden“, so Stumpf.
Der Leiter des Mitte 2016 neu gebildeten Dekanats der protestantischen Kirche an „Alsenz und Lauter“ Otterbach, Dekan Matthias Schwarz, betonte, dass Kuebart sich über den Gemeindedienst hinaus im Bezirkskirchenrat und der Landessynode eingebracht und schon viele Jahre an den unterschiedlichsten Schulen evangelische Religion unterrichtet hat. „Besonders hervorheben möchte ich aber die teils neuen Wege, die Pfarrerin Kuebart in Ihrer Gemeinde gegangen ist. Beispielsweise das Kirchenkino, den Kirchenkaffee, oder auch, was mir besonders gefällt, den Gottesdienst in Mundart“, so Dekan Schwarz, der Kuebart für ihre neue Aufgabe als Schulpfarrerin viel Erfolg wünschte.
Für die evangelische Kirche Winnweiler wünschte Regina Mayer-Oelrich viel Glück im neuen Amt und bei wohl dann geregelten Arbeitszeiten ein wenig mehr Zeit und Muße für sich selbst und ihre Familie. „Ich überbringe Ihnen die Wünsche des Bezirkskirchenrats. Mit der Annahme dieses Lehrangebots wagen Sie einen Schritt in eine neue Richtung“, so Mayer-Oelrich. Gabriele Heinz, Gemeindereferentin der katholischen Pfarrei „Heilig Kreuz“ Winnweiler, überbrachte ebenfalls die besten Wünsche für die Zukunft, erinnerte bei ihren Worten an die gemeinsame Gestaltung der Hubertusmessen, gerade in Winnweiler. „Liebe Pfarrerin Kuebart, ich bin sicher, dass Sie die richtige Wahl getroffen haben und wünsche Ihnen von nun an stets die ganze, niemals endende Kraft der Sonne“, so Heinz.
Orgelmusik – Empfang – Vertretung
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch den Organisten der Kirchengemeinde Münchweiler – Gonbach, Rainer Timm, und Bezirkskantor Martin Reitzig, den Huth als Überraschungsgast für Kuebart und alle Anwesenden kurzfristig für die Veranstaltung gewinnen konnte. Gemeinsam gesungene Lieder, wie „Lobe den Herrn“, „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ oder „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“ klangen aus so vielen Kehlen gepaart mit der Akustik des Kirchenschiffs beeindruckend. Presbyterin Gisela Dautermann las aus dem Evangelium des Lukas von den Fischern vor, die von nun an keine Fische mehr, sondern nur noch Menschen fischen sollten.
Bei hochsommerlichen Temperaturen bildete ein Empfang mit kühlen Getränken, meist alkoholfrei, gepaart mit einem schmackhaften Imbiss im Schatten der Kirche den Abschluss, welchen zahlreiche Besucher zu einem persönlichen, nicht selten emotionalen Abschied von Pfarrerin Kuebart nutzten. Künftig wird die Pfarrstelle Münchweiler – Gonbach vertretungsweise von Pfarrerin Margit Nickel aus Steinbach begleitet.
(Siehe auch "Die Rheinpfalz", KW27, "Winnweiler Rundschau", KW28)
Online: 2. Juli 2018